Proxima: Roman (German Edition) by Baxter Stephen

Proxima: Roman (German Edition) by Baxter Stephen

Autor:Baxter, Stephen [Baxter, Stephen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2014-09-07T22:00:00+00:00


43

Ein Fußabdruck.

Yuri erstarrte.

Neben ihm zog Mardina Beth eng an sich.

Ein menschlicher Fußabdruck, im Schlamm. Ohne jeden Zweifel. Yuri konnte den Fußballen, die Ferse sehen. Er konnte die Zehen zählen.

»Wo ein Fußabdruck ist«, sagte Mardina leise, »da werden auch noch andere sein. Schau, Yuri. Dort …« Sie zeigte nach Westen, über das trockene Land abseits des Sees hinweg.

Die Fußspuren waren deutlich sichtbar, wie flache Krater im verkrusteten Boden, ein Abdruck nach dem anderen, links, rechts. Bis zum Horizont.

»Gehen wir zur KolE zurück«, sagte Yuri.

»In Ordnung.«

Als sie halb im Laufschritt den See umrundeten, verwandelte sich Beths Erregung in Angst. »Was ist los? Hab ich was falsch gemacht?«

»Nein, Süße«, sagte Mardina. »Überhaupt nicht.«

»Ist es wegen dem Fußabdruck? Ist das jemand Böses?«

»Nein, nein, wo denkst du hin«, sagte Yuri. »Wir machen ihr Angst«, flüsterte er Mardina zu.

»Es ist durchaus berechtigt, dass sie Angst hat.«

»Das sollte eigentlich gar nicht möglich sein, oder? Die Stellen, wo man die Ad Astra-Passagiere abgesetzt hat, sind doch angeblich viel zu weit voneinander entfernt.«

»Und trotzdem ist es passiert.«

Sie kamen zu ihrem neuen Lagerplatz zurück, der noch immer nicht viel mehr war als ein Haufen von Vorräten, die Stämme, Balken und Platten ihres zerlegten Hauses, ein Hügel aus sorgfältig hergestellter terrestrischer Ackerkrume, anderer Krimskrams. Yuri stöberte herum, bis er eine Armbrust und Bolzen fand. Sein Jagdmesser steckte schon in seinem Gürtel. »Ich gehe nachsehen. Du kümmerst dich um Beth.«

Mardina kräuselte die Lippen. »Nur zu, mein Held.«

Yuri nahm ihre einzige Leuchtpistole – ein paar Patronen waren noch übrig – und stopfte sie in die Tasche seines Kittels. »Wenn ich die abfeuere, kommt ihr und rettet mich.«

»Ich rette dich, Daddy.«

»Danke, Süße.« Er küsste Beth auf den Kopf, lächelte Mardina mit einer Zuversicht an, die er nicht verspürte, und brach auf.

Er ging den Weg zurück, den sie genommen hatten. Da war der erste Fußabdruck, klar und scharf. Völlig unbeachtet von den Erbauern in der Nähe.

Ohne zu zögern ging er weiter, folgte der Spur der Fußabdrücke über das trockene Land, lief in leichtem Trab stetig nach Westen, die Armbrust in der Hand. In den Jahren, seit sie auf Per Ardua ausgesetzt worden waren, hatte Mardina darauf bestanden, dass sie beide mit der Armbrust übten, bis sie einigermaßen damit umgehen konnten. Yuri hatte keine Einwände erhoben. In der näheren Umgebung gab es zwar nichts, worauf man schießen konnte, aber man wusste nie. Jetzt sah es so aus, als könnte es sich auszahlen.

Andere Menschen! Es hatte Zeiten gegeben, insbesondere vor Beths Ankunft, da hatte er sich danach gesehnt, dass irgendwie und irgendwo andere Leute auftauchen würden – und seien es seine Feinde, sogar die Arschlöcher von Friedenshütern oder dieser blasierte Scheißkerl von einem Astronauten namens McGregor. Manchmal ging es ihm immer noch so. Aber jetzt war es anders; jetzt musste er Beth beschützen. Falls es andere Überlebende der abgesetzten Gruppen gab, wer wusste, in welcher Verfassung sie sein würden? Wer wusste, wie sie auf ihn reagieren würden?

Ihm wurde klar, dass er Per Ardua mittlerweile als sein Eigentum betrachtete. Als seins und das seiner Familie. Es ergab keinen Sinn, aber so war es nun mal.



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